11.07.2014

Daniel Friedman – Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten

(«Don’t Ever Get Old», Minotaur Books, New York, 2012)

Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner

2014, Aufbau Verlag, Berlin, 320 Seiten


***1/2


Der erste Satz
Im Nachhinein wäre es besser gewesen, meine Frau hätte mich zu Hause Meet The Press sehen lassen, anstatt darauf zu bestehen, dass ich mich durch die ganze Stadt schleppte, nur um Jim Wallace beim Sterben zuzusehen.

Das Buch
Buck Schatz, ein grantiger Ex-Polizist, der zu Hause sitzt, raucht und hat Angst davor hat, dement zu werden. Alles, was er nicht vergessen will, schreibt er sich in ein Merkheft. Seinen im Sterben liegenden Kriegskameraden (Zweiter Weltkrieg, Deutschland) will er eigentlich nicht besuchen.
Krankenhausbesuche sind zum Kotzen. Ich wusste schon beim Eintreten, dass man mich nicht rauchen lassen würde, und obendrein hatte ich stets Angst, man werde versuchen, mich dazubehalten. Ich war siebenundachtzig Jahre alt und kaufte meine Lucky Strike immer noch stangenweise, und daher erwarteten alle, dass ich jeden Moment den Löffel abgeben würde.
In diesem sarkastisch-munteren Ton des Ich-Erzählers Buck Schatz entwickelt Daniel Friedman eine wilde Geschichte voller Irrungen und Wirrungen um die Suche nach einem alten, deutschen Nazi-Offizier, der sich mit einem Goldschatz unter falscher Identität in den USA versteckt haben soll. Das beileibe keine betuliche Opa-Geschichte. Ein paar grausam zugerichtete Leichen liegen herum, und der alte Schatz hält sich auf der Schatzsuche, auf der ihn sein Enkel Tequila begleitet, an die Devise, die ihm der nachmalige US-Präsident Eisenhower als Oberbefehlshaber der alliierten Truppen auf den Weg gegeben habe:
«Wenn Sie sonst nichts mehr haben, an dem Sie sich festhalten können, halten Sie sich an Ihrer Waffe fest.»
Eine ebenso spannende wie vergnügliche Lektüre. Und ein neuer Autor, den man im Auge behalten muss.
Was nervt, ist – einmal mehr – der deutsche Titel. «Don’t Ever Get Old» heisst das Buch im Original; «Nur nicht alt werden!» wäre doch ein prima Titel für die deutsche Ausgabe gewesen.

Der Autor
Daniel Friedman, *1982 in Memphis, hat in New York Jura studiert und lebt als Journalist und Blogger in Manhattan. «Don’t Ever Get Old» ist sein erster Roman.

Der letzte Satz
Wir sahen zu, wie Jennings hüfttief in die Erde gesenkt wurde, die Gäste gingen ihrer Wege, und die hübsche junge Blondine half mir aus dem Rollstuhl und wieder zurück in den Wagen.






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